Pfreimd ein Ort mit großer Vergangenheit aber ungeklärter Namensherkunft
- kurzer historischer Überblick
Frimida, Firma, Phrime oder auch Phrimede, viele Forscher haben sich schon in der Vergangenheit um die Herkunft der Namensbezeichnung „Pfreimd“ bemüht. Bisher blieben leider alle Erklärungsversuche unschlüssig so dass künftig von der Namensforschung weitere Interpretationen zu erwarten sind. Auszugehen ist jedoch, dass der Name vom Flußnamen (sog. Mündungsname, die Pfreimd mündet bei Pfreimd in die Naab) abgeleitet ist.
In einer weiten, sanft nach Osten ansteigenden Talniederung, auf einer Insel zwischen den beiden Einmündungen des Flusses Pfreimd in die Naab, entstand auf einer leicht überhöhten Bodenerhöhung schon in vorgeschichtlichen Zeiten eine Ansiedlung. Der Ort ist verkehrtstechnisch günstig, er liegt an den Verbindungen Ost/West und Nord/Süd des Autobahnkreuzes „Oberpfälzer Wald“ die den alten Handelswegen zwischen Böhmen und Ostfranken sowie Nordbayern und Donaugebiet mit der Naab als Wasserstraße folgen.
Neue und neueste Funde der mittleren und ausgehenden Altsteinzeit, der mittleren- und jüngeren Steinzeit, der Bronze- Urnenfelder-, Hallstatt- und Latènezeit im nahen Umkreis und innerhalb des heutigen Stadtbereiches liefern den Nachweis dieses uralten, noch heute interessanten Siedlungsgebietes.
Mittelsteinzeitliche Daumenkratzer und Federmesser (ca. 10.000 v.Chr.)
FO: Pfreimd, westlich der Nabburger Straße.
Erst in jüngster Zeit konnten in Pfreimd durch archäologische Forschungskampagnen der Universitäten Bamberg und Wien bzw. dem Bayer. Landesamtes für Denkmalpflege slawische Gräberfelder freigelegt werden. Hierbei fanden sich zum Teil hochinteressante Artefakte aus verschiedenen Metallen, Glas und Ton. Besondere Aufmerksamkeit verdient hier ein 42-teiliger Militärgürtel awarischer Provenienz.
links:
Grabungskampagne „Wasserschloss Pfreimd“ 2000-2004
Latènezeitliche Keramik mit zwei mehrzeiligen Wellenbändern auf der Schulter
rechts:
Grabungskampagne „Wasserschloss Pfreimd“ 2000-2004
Latènezeitliche Wand- und Randscherben mit umlaufendem Rillenband und mehrzeiligem Zickzackband.
Auch die im Jahr 2000 begonnenen archäologischen Untersuchungen des ehemaligen Burg-/Schlossbereiches im Altstadtkern lieferten wertvolle Erkenntnisse zur Pfreimder Siedlungsgeschichte. So kann durch das Auffinden von Pfostenlöchern, einer Menge von Keramik einer grob gemagerten, reich verzierten und einer feiner gearbeiteten goldgeglimmerten Art sowie nach Ausweis der 14-C-datierten Knochen eine Ansiedlung in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts nachgewiesen werden. Der Fund eines Beschlages einer vielteiligen Gürtelgarnitur, die wohl nur von einer wichtigen und reichen Person getragen wurde und auch ein Stückchen Fensterglas welches sich in den Abraumschichten des 10./11. Jahrhunderts fand, lassen auf ein gehobenes Umfeld, also auf einen herrschaftlichen Ansitz schließen.
Grabungskampagne „Wasserschloss Pfreimd“ 2000-2004
Frühmittelalterlicher Gürtelbeschlag. Das Stück besteht überwiegend aus Eisen und ist mit einem Zinnsilberdraht eingefasst und ornamentiert. Zur Datierung wird in das letzte Drittel des 7. Jahrhunderts verwiesen.
Grabungskampagne „Wasserschloss Pfreimd“ 200-2004
Ehem. Ausstattung des Fürstenbaues: Aus Ton gebrannter Figurenkopf mit griechisch-römischem Gesicht aus dem späten 16. Jahrhundert.
Archäologische Grabungen Pfreimd, OT Iffelsdorf
Seltene und wertvolle Mille-Fiori-Perlen aus einem Grab. Die Perlenkollekton wird von den Fachleuten als „Die reichste Kette Süddeutschlands“ bezeichnet.
In der schriftlichen Überlieferung findet Pfreimd erstmals im Jahr 1118 mit einem Meginhard de Phrimede urkundliche Erwähnung. Unter der Herrschaft des edelfreien Geschlechts der Pfreimder wird es 1156 als Burgort bezeichnet. Ende des 12. Jahrhunderts ist Pfreimd im Besitz der Grafen von Rotteneck. Nach langjährigen Streitigkeiten konnte 1216 eine Abtrennung von der Pfarrei Perschen und die Errichtung der selbstständigen Pfarrei Pfreimd erreicht werden.
1280 gelangte die Herrschaft Pfreimd durch Verkauf an Herzog Heinrich XIII. von Niederbayern, dessen Erben verpfändeten die Herrschaft im Jahr 1322 an Landgraf Ulrich I. von Leuchtenberg.
Zu dieser Zeit entstanden um die bereits gut befestigte Burg weitere Anwesen von Hintersassen: zwei Höfe, zwei Fischereien, eine Mühle, ein Burglehen und vier Hofstätten.
Am 25. März 1332 konnte Landgraf Ulrich I. von Herzog Heinrich XV. mittels Kaufbrief das „Haus Pfreimd mit allen Ehren, Rechten und Nutzen, mit Zoll, Holz, Feldern, Äckern, Wassern, Viehweiden, mit Leut und Gut und mit aller Forderung zu rechtem Eigen“ erwerben. Mit dem Erwerb durch die Leuchtenberger wurde eine für die Zukunft des Ortes entscheidende Entwicklung eingeleitet. Erste Ansätze ergaben sich, als die Leuchtenberger das verkehrsmäßig günstig gelegene Pfreimd als Residenz wählten und auf Dauer die Höhenburg Leuchtenberg verließen. Schon im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts wurde durch eine befristete Steuerbefreiung der Zuzug von Neubürgern gefördert und die Vorstadt (Freyung) gegründet.
Zwischen 1366 und 1372 erfolgte durch Landgraf Ulrich II. von Leuchtenberg eine erste, auf Nürnberger Recht basierende Stadtgründung. Das vermutlich von Kaiser Karl IV. 1371 (?) verliehene Privilegium hat sich nicht erhalten. Zwischen 1410 und 1481 wird Pfreimd nur mehr Markt, ab 1491 wieder als Stadt genannt. Am 11. Mai 1497 ist von Landgraf Johann IV. von Leuchtenberg eine erneute Erhebung zur Stadt vollzogen worden. Bei dieser Zweitverleihung des Stadtrechts erfolgte eine Kodifizierung des geltenden Stadtrechts und die ausdrückliche Erlaubnis zum (ferneren) Gebrauch von Sachsenspiegel, Landrecht Kaiser Ludwigs des Baiern und Nürnberger Reform.
Älteste Ansicht der Stadt Pfreimd 1536
Ausschnitt aus: Die Reisebilder Pfalzgraf Ottheinrichs aus den Jahren 1536/1537 von seinem Ritt von Neuburg a.d. Donau über Prag nach Krakau.
Original: Universitätsbibliothek Würzburg, Delin 6
Der zwischen der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und dem beginnenden 17. Jahrhundert kontinuierlich betriebene Ausbau der Stadt fand mit Beginn des Dreißigjährigen Krieges und schließlich mit dem Aussterben der Leuchtenberger 1646 ein abruptes Ende.
Mit dem Tod des letzten Leuchtenbergers wurde der langsame Niedergang der Stadt eingeleitet. Mit der Landgrafschaft Leuchtenberg, einem Reichslehen, wurde 1647 Herzog Albrecht VI. von Bayern belehnt, die Stadt Pfreimd mit dem Halsgericht Wernberg fiel an Kurfürst Maximilian I. von Bayern.
links:
Herzog Maximilian Philipp von Bayern, Landgraf von Leuchtenberg (1638-1705) übernahm im Jahr 1650 die Landgrafschaft Leuchtenberg.
Kupferstich von van Culm, 18. Jh.
rechts:
Wallfahrtskirche Sankt Barbara auf dem nahen Eixlberg
Durch familieninternen Tausch gelangte 1650 die Landgrafschaft mit Pfreimd an Herzog Maximilian Philipp, dem Bruder des späteren Kurfürsten Ferdinand Maria. Unter Maximilian Philipp von Bayern (1638-1705), nunmehr regierender Landgraf von Leuchtenberg, entstanden in Pfreimd zwei bedeutende Kirchenbauten, die kunsthistorisch sehr wertvolle Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt und die Wallfahrtskirche Sankt Barbara auf dem nahen Eixlberg. Der Aus- und Umbau des alten leuchtenbergerischen Schlosses zum Witwensitz für seine Frau, Herzogin Febronia-Mauritia von Bouillion, wurde aber fallen gelassen. Die Folgen des Krieges, der die Stadt in den Jahren 1620/1630er Jahren besonderts hart traf, wirkten noch nach, als durch erneute Kriegshandlungen weitere Rückschläge erfolgten.
Schloss Pfreimd 1702
Ausschnitt aus einer kolorierten Federzeichnung „Das Gebiet zwischen Pfreimd-Perschen und Nabburg“.
Original: Staatsarchiv Amberg, Plan-Nr. 476
Durch das Verhalten des bayerischen Kurfürsten Max Emanual während des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714) wurden vom Kaiser vorübergehend die Fürsten von Lamberg mit der Landgrafschaft Leuchtenberg belehnt. Seit 1714 war die Landgrafschaft aber wieder bayerische Provinz mit eigener Regierungsbehörde.
Im Juli 1800 vernichtete ein Großbrand die gesamte Altstadt. Nur die barocke Pfarrkirche, das alte Rathaus, das landgräfliche Schloss und einige wenige Bürgerhäuser sind ohne Schaden geblieben. Nach der 1802 erfolgten Säkularisierung des seit 1600 bestehenden Franziskanerklosters folgte 1803 die Auflösung des Stadtrichteramtes Pfreimd. Das Stadtrichteramt war die letzten landesherrliche Behörde in Pfreimd. Der Niedergang der Stadt Pfreimd führte in der ersten Hälfte das 19. Jahrhunderts so weit, dass sie zu den ärmsten Gemeinden des Königreiches Bayern zählte.
Mit der beginnenden Industriealisierung, vor allem durch den Eisenbahnbau setzte nach 1850 eine erkennbare Aufwärtsentwicklung des Ortes ein, wenngleich seine Bevölkerungszahl wie schon im 18. Jh. teilweise weit unter 2000 Einwohnern blieb. Dieses änderte sich nach dem 2. Weltkrieg. Zahlreiche Vertriebenenfamilien und Flüchtlinge, die bei Verwandten oder im ehemaligen Reichs-Arbeitsdienst-Lager in Pfreimd notdürftig untergebracht waren, blieben in Pfreimd und fanden hier eine neue Heimat. Förderlich und impulsgebend war hierfür vor allem die Ansiedlung eines kunststoffverarbeitenden Betriebes, welcher ab etwa 1960 zunehmend Arbeitsplätze zur Verfügung stellte.
Seit 1971 ist Pfreimd Garnisonsstadt. So entschieden sich auch viele, ehemals in der Oberpfalzkaserne Pfreimd stationierte Soldaten zu bleiben und dauerhaft in Pfreimd ansässig zu werden. Die verkehrtechnisch günstige Lage der Stadt Pfreimd am Autobahnkreuz „Oberpfälzer Wald“ trägt zur stetigen Aufwärtsentwicklung ebenso bei wie auch die Betreitstellung von Wohn- und Gewerbebauflächen. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die bauliche Ausdehnung der Stadt derart angewachsen, dass sie längst die Altstadt um ein Mehrfaches übertoffen hat. So sind im südlichen Stadtbereich bereits die Gemeindegrenzen zur Stadt Nabburg erreicht.
Das Landgräflich Leuchtenbergische Residenzschloss heute
Steintafel über dem Eingang des Residenzschlosses aus dem Jahre 1590 zu Ehren Landgraf Georg Ludwig
Pfreimd erlebte eine wirtschaftliche Blüte, die trotz Rückschläge lange Zeit anhielt, spielte eine gewisse Rolle als Residenz eines bedeutenden Adlesgeschlechts und fiel wieder in die Bedeutungslosigkeit zurück. Die seit der letzten Hälfte des 20. Jahrhunderts erkennbare Entwicklung der Stadt läßt hoffen, dass der Stillstand, der Niedergang des politischen und wirtschaftlichen Lebens der Stadt zwischenzeitlich überwunden ist.
Text und Bilder: Helmut Friedl