Die Villa Leuchtenberg, vom Bodensee-Ufer aus gesehen, zeigt sich im Sommer von ihrer schönsten Seite.
Foto: Wolfgang Marschik
Die Lage
Die Villa liegt im Südosten von Lindau in der ehemaligen Villenlandschaft im heutigen Ortsteil Reutin. Zum Areal gehörten neben der Landvilla zahlreiche Nebengebäude, eine Parkanlage sowie zwei kleine Hafenanlagen und eine Ufermauer als Befestigung. Ursprünglich stand dort das Zollhaus auf der Straße von Lindau ins österreichische Bregenz. In unmittelbarer Nähe befand sich die Villa Amsee von Prinz Luitpold, dem späteren Prinzregenten, und die Villa Toskana von Großherzog Ferdinand von Toskana, der dort im Exil lebte.
Die Besitzer
Im Jahre 1853 erwarb Theodolinde, seit 1841 Gräfin von Württemberg, das Gelände mit den Gebäuden. Sie kannte den Bodensee aus ihren Kindertagen, als sie ihre Tante Hortense in Arenenberg besuchte und ihr Vater Eugen Schloss Eugensberg erbauen ließ. Das milde Klima sollte sich günstig auf ihre angeschlagene Gesundheit auswirken.
Leider verstarb Theodolinde bereits im Jahre 1857. So ging der Besitz auf ihre Familie über. 1886 verkaufte ihre Tochter Auguste Eugenie den Besitz an den schweizer Fabrikanten Samuel Schindler, der ihn seinem Sohn Cosmas schenkte. Die folgenden Generationen nutzten das Objekt immer weniger, so dass es dem Verfall Preis gegeben war. Schließlich kaufte die Stadt Lindau die Immobilie im Jahre 1984. Brände in den Jahren 1995 und 1999 verschlimmerten den Zustand weiter. Letztendlich erwarb die Fa. activ-group das Anwesen und sanierte es in den Jahren 2005 – 2008. Seitdem wird es als Wohn- und Geschäftshaus genutzt.
Die Villa
Die Villa wurde als Sommersitz errichtet und besteht aus einem dreieinhalb geschossigen Haupthaus mit zwei doppelgeschossigen Seitenflügeln mit Türmchen. Das Gebäude ist im sogenannten Maximilians-Stil erbaut, wobei klassizistische, neugotische und orientalische Motive zitiert werden. Die Innenräume sind im pompejanischen Stil bemalt, wie wir es auch aus Ismaning kennen. Die Haupträume befinden sich im Erdgeschoss. Die oberen Stockwerke erreicht man über das zentral gelegene Treppenhaus. Wenn man heute die Villa betritt, steht man einem großen Gemälde gegenüber, auf dem die Bauherrin Theodolinde und Kaiser Napoleon I. zu sehen sind, darüber das Leuchtenberg-Wappen.
Ein lieber Besuch
Im Juli 1872 hatte sich familiärer Besuch angemeldet. Tante Josephine, Königin von Schweden, war auf der Rückreise aus Portugal, wo sie ihre Schwester Amelie noch einmal besucht hatte. Auguste Eugenies Ehemann, Rudolf Graf von Enzenberg, ließ die Villa für den königlichen Gast und deren Begleitung herrichten. Es wurden ausgiebige Ausflüge unternommen. Auch Nachbar Prinz Luitpold und weitere Familienmitglieder kamen aus der Villa Amsee zu Besuch. Für Josephine war es eine Reise in die Vergangenheit mit lieben Erinnerungen an glückliche Kindheitstage.
links: seitliche Gesamtansticht der Villa von Süd-Westen
rechts: Leuchtenberg-Wappen auf der Südseite des Gebäudes
unten links: Gemälde im Empfangsbereich mit der Darstellung Napoleons und Theodolindes
unten rechts: das Leuchtenberg-Wappen auf dem Gemälde
Räume im Erdgeschoss des Gebäudes
Park und Hafenanlage der Villa Leuchtenberg
Josef Schönwetter