Schloss Seeon

1852 erwirbt Amélie von Leuchtenberg, Kaiserinwitwe von Brasilien, Herzogin von Braganza, das Mineralbad Seeon. Die Säkularisation hatte dazu geführt, dass 1804 die Gebäude des ehemaligen Benediktinerklosters in eine Brauerei und dann in ein Mineralbad gewandelt wurden. Obwohl Amélie von Leuchtenberg nicht oft in Seeon war, wurde der Besitz ausgebaut. Es standen den Kurgästen 37 Zimmer und 21 Badekabinette zur Verfügung. Die neu gefasste Quelle konnte direkt in die Wannen geleitet werden. In den Jahren 1860 bis 1870 florierte der Betrieb; bis zu 200 von Gicht und Arthritis geplagte Gäste pro Jahr, konnten hier mit Trinkkuren, Kneipp-Anwendungen, Sole - und Seebädern Erleichterung finden.

1873 nach dem Tod Amélies fällt der Seeoner Besitz zunächst an die Schwester Joséphine, Königin von Schweden und wird dann von Nikolaus von Leuchtenberg, Fürst Romanowski erworben. Dieser war der Erbe des Besitzes Stein an der Traun und bewohnte diese Liegenschaft mit seiner Gefährtin, ab 1879 Ehefrau, Nadescha Annenkow und den Söhnen Nikolaus und Georg. Wohnsitz der Familie ist Schloss Stein, das Mineralbad Seeon wird renoviert und erweitert. Allerdings erwächst durch die Bäder Adelholzen, Empfing, Reichenhall und Traunstein Seeon so große Konkurrenz, dass das Heilbad 1900 aufgegeben wird.


Seine beiden Söhne Georg und Nikolaus verkaufen Schloss Stein und den Grundbesitz Seeon 1892 an Graf Josef von Arco-Zinneberg auf Maxlrain, nicht jedoch das Kloster Seeon. 1905 kehren sie nach dem Militärdienst in Russland hierher zurück. Während Nikolaus wieder nach St. Petersburg zurückkehrt, bewohnt Georg mit Familie das nunmehr so genannte Schloss Seeon. Für die ansässige Bevölkerung verbessert sich durch den Bedarf an Dienstpersonal die wirtschaftliche Lage. Die vielen Besucher, die Hilfsbereitschaft der herzoglichen Familie und die aktive Förderung des Vereinswesens durch Herzog Georg führen zu einem guten Einvernehmen mit den Seeoner Bewohnern.

 

Karte links:
Sylvestergruß 1911 aus Baden-Baden an Seine Durchlaucht
Herzog Georg von Leuchtenbergnach Seeon bei Endorf

Karte rechts:
Gruß aus Sankt Petersburg an Duchesse Olga de Leuchtenberg
bei Endorf Schloss Seeon

 

Der Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 beendet dies abrupt, die herzogliche Familie muss als russische Bürger Deutschland verlassen. Herzog Georg kämpft zunächst als Flügeladjutant und Oberst des Zaren in der kaiserlichen Armee. Nach 1917 dann in der Weißen Armee. Durch den Sieg der Bolschewiki verlieren die Leuchtenberg ihren Besitz in Russland. Schloss Seeon wird Zuflucht für die Familie und viele weitere Emigranten. Allerdings verschärft sich die wirtschaftliche Situation durch Inflation und Weltwirtschaftskrise. Herzogin Olga Repnin versucht die Versorgung durch Nutzvieh und Gemüseanbau aufzubessern.

Eine Zäsur stellt der Tod Herzog Georgs am 9.8.1929 dar. Herzogin Olga und die Söhne Dimitri und Constantin verkaufen Inventar, die wertvolle Bibliothek und Grundbesitz. Die Schlossbrauerei Stein erwirbt 1934 die Gebäude. Herzogin Olga lebte bis zu ihrem Tod 1953 sehr bescheiden in einem kleinen Anwesen bei der Kirche St. Walburg.

Herzog Dimitri, der älteste Sohn, übersiedelt mit seiner Familie1933 nach Kanada und betreibt dort eine Schischule. 1972 wird er durch einen Unfall aus dem Leben gerissen.

Auch die Geschwister von Dimitri gehen ins Ausland: Helene und Tamara nach Frankreich, Nathalie nach Kalifornien und Konstantin nach Kanada.

Georg, der Sohn Dimitris stirbt 1963, seine Schwester Elena lebt dann bis zu ihrem Tod 2013 in einem orthodoxen Klosterkonvent in Frankreich.

Die Kirche St. Walburg mit Friedhof wurde 1969 durch Schenkungsvertrag von den Erben an die Gemeinde Seeon übertragen. Dort zeugen heute die Grabmäler mit ihren russisch-orthodoxen Kreuzen und die Gedenktafeln von den vielen Jahren, die hier das ehemalige Kloster Seeon der Herzoglichen Familie Leuchtenberg Heimat war.


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Jährlich veranstaltet das Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks von Oberbayern einen Leuchtenberg-Gedenktag, hierbei wird an das Wirken dieser Familie erinnert und ein Gedenkgottesdienst von Erzdiakon Dr. Georg Kobro in russisch-kirchenslawischer Sprache gehalten.

 

Grundlage dieser kurzen Zusammenfassung sind die Texte aus dem Katalog:

„Leuchtenberg Zeit des Adels in Seeon und Stein“

Katalog zur Ausstellung im Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern 10.Mai- 5.Oktober 2008.

Dieser Katalog ist in Neuauflage im Klosterladen Seeon, http://www.kloster-seeon.de/klosterladen, erhältlich.

 
Text: Hedwig Amann
Bilder: Josef Schönwetter